Aktuelle Auswirkungen

Leider konnte das Projekt aufgrund der COVID-​19-Pandemie im Gropius Bau in Berlin nicht stattfinden. Dennoch war es möglich die Installation zu besuchen. Die Gegenstände auf den Nachttischen stammen allerdings nicht von früheren Teilnehmern, sondern von den Mitarbeitern des Gropius Baus. Gerade daran erkennt man jedoch den sozialen Charakter des Projekts noch einmal ganz klar. Ohne die Interaktion der Teilnehmer fehlt dem ganzen das, was die Installation zu einer Sozialen Plastik macht.
Zu der Absage seiner Projektinstallation hat der Künstler Lee Mingwei selbst Stellung genommen.

Statement von Lee Mingwei

Das Projekt "The Sleeping Project"

„The Sleeping Project ist von allen meinen Projekten das herausforderndste.“ (Lee Mingwei)

Die Installation fand unter anderem 2015 in Taipei im Fine Arts Museum und 2000 in der Lombard-Freid Gallery in New York statt. Ab 2020 ist die Installation auch im Gropius Bau in Berlin zu sehen.
Für das Projekt wurden per Zufall sechs Personen ausgewählt, die mit Lee oder einem der Mitarbeiter des Gropius Bauseine eine Nacht in der Installation verbrachten. So besteht „The Sleeping Project“ aus zwei Betten und sechs Nachttischen, auf denen die Teilnehmer Gegenstände, welche sie aus ihren eigenen Schlafzimmern mitbringen sollten, zurücklassen. Dadurch kommt es immer wieder zur Veränderung der Installation durch die Teilnehmer selbst und gewinnt dadurch auch an Persönlichkeit. Ein zuvor nicht dekoriertes Zimmer, enthält nun persönliche Gegenstände der Teilnehmer.
Bei der Installation geht es demnach darum emotionale Verbindungen herzustellen, auch ohne, dass die Teilnehmer anwesend sind. Dies geschieht allein durch das Zurücklassen der persönlichen Gegenstände, wozu spätere Teilnehmer eine Verbindung aufbauen und einen Bezug herstellen können. Sei dies durch ein Foto eines Teilnehmers mit der Familie oder auch nur durch ein Buch, welches dieser gerade liest.
Doch nicht nur die Verbindung der Teilnehmer untereinander ist von Bedeutung, sondern auch die Beziehung, welche diese mit Lee oder dem Teammitglied des Gropius Bau aufbauen werden.

"The Sleeping Project" - Eine Soziale Plastik?

Kann man das Projekt „The Sleeping Project“ von Lee Mingwei der Sozialen Plastik, nach Beuys zuordnen? Um diese Frage zu ergründen, muss man sich die Beweggründe und die tatsächlichen Auswirkungen der Installation von Lee anschauen.
Aufgrund seiner eigenen Erlebnisse zwischenmenschlicher Kontakte, kam Lee die Idee von „The Sleeping Project“.
Lee stellte sich selbst die Frage, ob es durch eine Installation in einer Kunstinstitution möglich ist emotionale Verbindungen zueinander herzustellen. Für ihn zählt hier nicht das "Schlafen", sondern das "Schlafen mit" jemandem. So kann man Fotos, die während des Projektes entstanden sind, entnehmen, wie Teilnehmer in tiefe Gespräche versunken sind oder die Gegenstände auf den Nachttischen eingängig betrachten. Hier erkennt man, dass der soziale Aspekt der Installation den wichtigsten Teil ausmacht. Das Projekt erwacht erst durch die Mitwirkung der Teilnehmer zum Leben, was auch den Begriff der Sozialen Plastik charakterisiert. Denn gesellschaftliche Teilnahme und das Anregen zum Nachdenken sind auch bei Lee wichtige Aspekte, welche die Installation ausmachen.