Naturbezog

Kaum ein Werk von Beuys weist keinen Bezug zur Natur auf. Nicht ohne Grund wird er der „Schamane der Kunstwelt“ genannt. Dieses Bild des Schamanen verfestigt sich unter anderem in seiner Installation „I like America and America likes me“, in welcher er selbst in Filz gewickelt die Gesellschaft eines Kojoten teilt. Nicht nur der Kojote waren, als Symbol für die Natur ein Teil des Werkes, er verwendete zudem Stroh und Filz, als ursprüngliche Materialen. Dieses Werk setzt sich vor allem mit der Schwierigkeit auseinander Mensch und Natur wieder miteinander zu vereinen und sucht den Dialog mit beiden. Wie auch sein Werk die „7000 Eichen“, die mitten in der Stadt gepflanzt wurden und die Natur so zumindest stückweit in das Stadtleben integrieren. Heute sind die Eichen schon zum festen Bestandteil der Stadt geworden, was wohl auch Beuys Absicht war. Die oft wenigen bis gar keine Materialien, die er bei seinen Werken nutze, lassen ebenfalls auf eine gewisse Ursprünglichkeit schließen und stellen dadurch einen Rückbezug zur Natur her. Auch beim „Ofenrohr“ verwendete er lediglich das Rohr und Ruß als Mittel um sich auszudrücken. Bei dem Werk „Das Rudel“ findet man laut Beuys auf dem Gepäck der jeweiligen Schlitten die Utensilien, die man zum Überleben benötigt. Das sind unter anderem eine Filzdecke und ein Stück Fett, die ebenfalls Materialen sind, die der Natur entsprangen.  

Abstraktivität

Wenn man Beuys Werke beschreiben müsste, würden viele wohl den Begriff „abstrakt“ verwenden. Seine zum großen Teil Aktionen sind nicht für jeden gleich auf den ersten Blick erschließbar. Die meisten seiner Werke beruhen auf abstrakten Vorstellungen. Wer sonst würde eine Installation aus einem VW-Bus und ca. 20 Schlitten, auf die jeweils eine Decke, eine Taschenlampe und ein Stück Fett geschnallt war, umsetzen? Viele konnten mit seinem Werk „Das Rudel“ aus dem Jahre 1969 nicht viel anfangen und belächelten ihn nur. Doch genau diese Unzugänglichkeit, diese Abstraktivität seiner Werke zeichnet Joseph Beuys nicht nur aus, sondern spiegelt auch seine Intentionen wider. Er möchte das Bewusstsein erweitern und zum Nachdenken anregen. Man solle Kunst begreifen, erfahren und nicht einfach nur schön finden. Ästhetik lehnte er grundsätzlich ab, da es für ihn wichtiger war, eine Idee, etwas Abstraktes zu erschaffen, als etwas Schönes. Diese abstrakte Vorstellung eines Dialoges mit der Natur lässt sich auch in dem Werk „I like America and America likes me“ wiederfinden.

Integration

Beuys versucht seine Werke immer auf die ein oder andere Art zu integrieren, sei es in die Natur, in die Gesellschaft oder auch nur in das Denken der Menschen. So spielen für ihn bei der Schaffung seiner Werke immer mehrere Komponenten eine Rolle.
Er integriert seine Werke in die Gesellschaft, oder auch das alltägliche Leben. Wie unter anderem seine Aktion der „7000 Eichen“, welche er 1982 zum größten Teil in Kassel pflanzen ließ. Genauso findet man diese Integration bei anderen Werken, wie dem „Ofenrohr“, welches er 1981 als Sinnbild für den Austausch der Gedanken zwischen dem Inneren und dem Äußeren in eine Wand in Düsseldorf installierte. Doch fand bei Beuys nicht nur eine Integration seiner Werke in die Gesellschaft statt, die Menschen der Gesellschaft wurden ebenso in seine Aktionen mit einbezogen und so Teil des Projekts. So wäre ohne die Unterstützung von engagierten Mitbürgern, die Pflanzungen der „7000 Eichen“ nicht möglich gewesen. Genauso basiert die „Heimholung des Joseph Beuys“ 1973 auf den Taten seiner Studenten, welche dieses Kunstprojekt erst in die Wege leiteten.
Doch nicht nur Menschen, auch Tiere integrierte Beuys oft in seine Arbeiten, wie in der Installation von 1974 „I like America and America likes me“, in welcher der Kojote eine wichtige, wenn nicht sogar die wichtigste Rolle spielte. Die Integration der Realität lässt sich auch in dem Werk „Das Rudel“ wiederfinden, das 1969 erschaffen wurde. Dort hat Joseph Beuys Objekte des Alltags, wie einen alten VW-Bus und viele Sportschlitten, verwendet, um eine realitätsnahe Situation zu erschaffen.

"Ist das Kunst oder kann das weg?"

Ein Argument, das dagegen spricht, alles und jeden als Kunst und Künstler anzusehen, ist zum einen, dass Kunst lange Zeit als Handwerk galt. Ein Künstler musste also gewisse Fertigkeiten besitzen, wie die Malerei, die Bildhauerei, die Schmiedekunst oder ähnliches. Er musste also lange Zeit in die Lehre gehen, wie in vielen anderen Berufen und erst einmal das Kunsthandwerk lernen. Fällt dieser Anspruch an den Künstler gänzlich weg, so fehlt ihm gewissermaßen die Qualifikation und damit eventuell auch das Ansehen und die Berechtigung.

Ein weiteres Argument ist, dass Kunst unter anderem das Ziel verfolgt, Menschen zu erreichen, etwas in ihnen auszulösen. Ist die Kunst also sehr schwer zugänglich und trifft auf Unverständnis, so kann es zu einer gewissen Kunstverdrossenheit des Betrachters führen. Ähnlich verhält es sich mit der klassischen Musik der Moderne. Diese Kunstformen zu verstehen, setzt ein hohes Maß an Kulturwissen voraus und ist somit eher für diejenigen, die sich ohnehin viel mit Kunst befassen.

Ein drittes Argument ist, dass Kunst als Wertanlage fungiert, es also eine Definition geben muss, was etwas „wert ist“ und was nicht. Demnach muss also eine Kategorisierung erfolgen, die unterscheidet in Kunst oder „kann weg“.

Andere behaupten, dass Kunst bereits im Kopf stattfindet und das Handwerk als solches nicht entscheidend ist. Eine Kunst muss nicht durch perfekte handwerkliche Arbeit dargestellt werden. Dies bedeutet, dass ein Nagel beispielsweise nicht gerade ins Holz geschlagen werden muss, er könnte auch schief eingeschlagen werden, sofern der Künstler eine Assoziation damit verbindet und diese erläutern kann. Die Umsetzung perfekten Handwerks kann jedoch hilfreich in der Ausarbeitung sein.

Jedoch können auch weitere Emotionen in einem Menschen erweckt werden. Alles und jeder erzielt eine jeweilige Wirkung auf Personen. Auch Unwissenheit kann als eine Wirkung gedeutet werden, welche schließlich den Betrachter zum Nachdenken anregt und wieder neue Assoziationen hervorruft.

Kunst muss jedoch nicht nur als Wertanlage fungieren. Es kann auch andere Werte inne tragen.
So können die ausgelösten Emotionen oder auch die Botschaft viel größeren Wert haben als der finanzielle an sich.