Waldorfpädagogik – der bessere Ansatz?

Das Konzept der Waldorfpädagogik klingt progressiv und mit Blick auf eine Zukunft, in welcher die Entwicklung eines Menschen wichtiger ist als sein Wissenstand. Warum also gibt es dennoch vergleichsweise wenig Waldorfschulen? Um diese Frage zu beantworten muss man sich zunächst fragen, für wen diese Art der Schulform geeignet ist. Es steht fest, dass Waldorfschulen Schülern, die im staatlichen Schulsystem scheitern, die Möglichkeit gibt, sich auf andere Weise zu entwickeln und die eigenen Stärken kennen zu lernen und diese weiter auszubauen. Besonders der künstlerische Aspekt bietet gerade für kreative Menschen die Chance sich kreativ zu entfalten und auszudrücken. Aus diesen Gründen entscheiden sich jährlich mehr Eltern dafür ihre Kinder auf eine Waldorfschule zu schicken. Dennoch steht Steiners Waldorfpädagogik auch in Kritik. Nicht nur wird an Steiners Prinzipien eine fehlende Wissenschaftlichkeit bemängelt, den Schulen werden zudem strukturelle Probleme vorgeworfen und das den Schülern zu viele Freiheiten gegeben werden. Doch auch der Bildungsaspekt wird bemängelt, so denken Kritiker, durch das Fehlen eines Notensystems entsteht auch kein Druck, wodurch die Kinder im späteren Arbeitsleben oder an der Universität auf diesen auch nicht vorbereitet sind. Befürworter der Waldorfpädagogik sind hingegen der Meinung, dass die Entwicklung der Kinder zu selbstbestimmten Persönlichkeiten und die erlangten Kompetenzen dies jedoch aufwiegt. Allgemein wird nach ihnen die Waldorfpädagogik unterschätzt. Was unter anderem an vorhandenen Vorurteilen liegt, aber auch daran, dass mangelnd über diese Art der Schulform aufgeklärt wird. Viele haben keine genaue Vorstellung des Konzepts einer Waldorfschule und ziehen diese als eventuelle Alternative zu einer staatlichen Schule demnach auch nicht in Betracht. Ob eine Waldorfschule nun besser geeignet ist oder nicht bleibt offen. Man muss sich danach entschieden werden, welche Erwartungen man an seine Kinder hat und was man sich für sein Kind wünscht.

Quelle

Lichtenstern, Christa. (1995): Metamorphose in Der Kunst DES 19. Und 20. Jahrhunderts: Die Wirkungsgeschichte Der Metamorphosenlehre Goethes - Von Philipp Otto Runge Bis Joseph Beuys, 1. Weinheim: VCH, Acta Humaniora.

https://www.youtube.com/watch?v=jPnPpqvKyTg&feature=emb_logo (Stand: 17.09.2020)

https://www.youtube.com/watch?v=50K5OmLxsj4 (Stand: 18.09.2020)

https://www.waldorfschule-duesseldorf.de/ (Stand: 18.09.2020)

http://pinakothek-beuys-multiples.de/de/glossary/rudolf-steiner-2/ (Stand: 18.09.2020)

Was genau ist die Waldorfpädagogik?

Die Waldorfpädagogik wurde um 1920 von Rudolf Steiner (1861-1925) basierend auf der Anthroposophie, einer Art der Weltanschauung, entwickelt. Diese Form der Pädagogik liefert einen Erziehungsansatz, welcher die Entwicklung des Kindes auf geistiger, seelischer und körperlicher Ebene in den Vordergrund stellt. So werden an Waldorfschulen die den Kindern gegebenen Fähigkeiten erkannt und sie darin unterstützt, diese weiter zu entwickeln. Die Kinder lernen jedoch nicht nur gegebenen Fähigkeiten zu entfalten, sondern auch sogenannte „Soft Skills“ wie Kommunikationsfähigkeit, Verantwortungsbereitschaft und Aufmerksamkeit. Auch die künstlerische Entfaltung steht in Waldorfschulen auf dem Unterrichtsplan. So wird den Kindern unter anderem die Farbenlehre nach Goethe vermittelt und zudem lernen sie sich künstlerisch auszudrücken. 


„Das wichtigste Problem alles menschlichen Denkens ist das: den Menschen als auf sich selbst gegründete, freie Persönlichkeit zu begreifen.“ (Rudolf Steiner)

Eine dieser Waldorfschule befindet sich in Düsseldorf. Hier werden ganz nach dem Leitbild von Rudolf Steiner diese Prinzipien an die Kinder herangetragen. Die Lehrer der Schule haben sich ebenfalls dazu verpflichtet ihre pädagogischen Handlungen bezüglich dieser Prinzipien zu hinterfragen und immer wieder zu evaluieren.

Rudolf Steiner Schule Düsseldorf (Homepage)

Rudolf Steiner und Joseph Beuys

Es ist kein Geheimnis, dass Joseph Beuys viele von Steiners Ansichten übernahm. Er war ein Kenner von Steiner, der gerade dessen anthroposophischen Ansatz teilte. So griff er Steiners gescheitertes Prinzip der „Dreigliederung des sozialen Organismus“, einer Ordnungsstruktur der Gesellschaft in seinem eigenen Kunstbegriff auf und veräußerte dieses in seinen Forderungen nach Freiheit, Gleichberechtigung und Teilhabe an der Gesellschaft. Er versucht dabei mithilfe dieses Prinzips die Metamorphosenlehre ins Soziale einzubringen. Beuys adaptierte daher nicht einfach Steiners Ideenwelt, sondern entwickelte diese auf seine eigene Weise weiter.

Beide sahen die pädagogische Wichtigkeit ihres Schaffens, welche sich bei Steiner in der Entstehung der Waldorfschulen äußerte, bei Beuys in seinen zahlreichen Aktionen und Installationen. Für sie war die Kunst ein wichtiger Teil der geistigen Entwicklung eines Menschen. Für Beuys so sehr, dass er sich dieser komplett widmete. Man kann demnach feststellen, dass Beuys und Steiner ähnliche Vorstellungen hatten. Beuys jedoch auf Steiner zu reduzieren wäre anmaßend.