7000 Eichen - Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung

Jospeh Beuys, der lange Zeit in Düsseldorf gelebt hatte, hinterließ hier seine Spuren. Auch wenn nicht alle auf den ersten Blick erkennbar sind. In der Haroldstraße 4 in Düsseldorf findet sich eine solche Spur. Es ist ein Teil seines Werkes „7000 Eichen - Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“, welches er als Ausdruck seiner Sozialen Plastik am 16. März 1982 in Kassel begann. Während der Documenta 7, einer der größten Ausstellung für zeitgenössische Kunst, begann er sein Projekt mit dem Einpflanzen der ersten Eiche. Sein Kunstprojekt endete mit dem Beginn der Documenta 8, genau 5 Jahre später. Innerhalb dieser Zeit wurden nicht nur in Kassel, sondern wie bereits erwähnt auch in Düsseldorf und anderen Städten Eichen zusammen mit einer Basaltstele eingepflanzt. Es handelte sich bei diesem Werk um Kunst im öffentlichen Raum, an dem nicht nur er selbst mitwirkte, sondern auch viele Helfer, die durch gezielte Werbung zur Mithilfe angespornt wurden, wie auch Sponsoren, die das Projekt finanziell unterstützten. Denn Beuys wollte sich nicht selbst auf die Kunstwelt limitieren, sondern die breiten Massen erreichen und seine Kunst für jeden zugänglich machen. Dies wird auch an anderen Arbeiten von ihm sichtbar, in denen er sich ebenfalls außerhalb der üblichen Einrichtungen, um seine Kunst zu präsentieren, künstlerisch verwirklichte. Weshalb seine Botschaften wohl auch lauter und oft provokanter waren als die manch anderer.

Nach Beuys ist ein „Merkmal großer Kunst, dass die sich überhaupt nicht aufdrängt, sondern vollkommen eingeht, fast verschwindet in der Natur“. Durch sein Werk der 7000 Eichen wird es deutlich. Nämlich, dass Kunst nicht immer gleich als solche erkennbar ist und oft bereits durch die Idee zur Kunst wird. Er wollte mit seinem Projekt einen Schritt gehen, um Mensch und Natur wieder mehr miteinander zu verbinden. Laut Beuys sollte überall wo noch ein unbebauter Fleck frei ist, ein Baum gepflanzt werden. Dieses Projekt war für ihn eine Art Heilungsprojekt und lässt neben dem künstlerischen Charakter auch einen gewissen Aktivismus vermuten.

Im Jahre 2007 wurde in Nürnberg das Projekt Bäume für die Menschenrechte ins Leben gerufen, bei welchem Ginkgobäume verteilt gepflanzt wurden und jedem dieser Bäume ein Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zugeordnet wurde.

Stiftung 7000 Eichen (Homepage)

Quellen

Ackermann, Erich (2019): Die Persönlichkeit des Joseph Beuys als Modell einer Plastischen Theologie. Leipzig Evangelische Verlagsanstalt.

Bucher, Mike. (2007): Joseph Beuys - "7000 Eichen". GRIN Verlag.

Schönhoff, Dietmar. (2018): Mit Beuys durch Düsseldorf. Düsseldorf: Droste Verlag.

https://www.7000eichen.de/ (Stand: 19.09.2020)

"Wer ist denn dieser Jospeh Beuys?"

Diese Frage stellte sich Michelle Hosang als sie auf die Joseph-Beuys-Gesamtschule wechselte.
Nun wollte ich wissen was sie denn mittlerweile über Joseph Beuys weiß und ob er sie in irgendeiner Weise beeinflusst hat. So kamen wir ins Gespräch.

Welche Verbindung haben sie zu Joseph Beuys?

Zunächst berichtete mir Michelle Hosang von ihrem Wechsel zur Joseph-Beuys-Gesamtschule in Düsseldorf. Bis dahin wusste sie nichts über diesen Mann, der offenkundig der Ausgangspunkt bei der Namensfindung ihrer neuen Schule war. Im Laufe ihrer Schullaufbahn wurde der Name Joseph Beuys ein, zwei Mal erwähnt, bis sich ihre Klasse mit berühmten Persönlichkeiten in Düsseldorf beschäftigte. Unter anderem mit Joseph Beuys. So lernte sie Beuys als Künstler und Aktivisten kennen, der wegen seiner provokanten Werke und Aktionen nicht nur gelobt wurde, sondern ihm auch viel Kritik entgegengebracht wurde. Neben den Fakten aus dem Geschichtsunterricht wurde Beuys und seine Werke auch im Kunstunterricht durch genommen. Hier besprachen und analysierten die Schüler Fotografien die Beuys und seine Werke darstellten.

Wie hat Sie Joseph Beuys geprägt?

Auf meine Frage, ob Beuys oder seine Werke sie in irgendeiner Weise geprägt hatte, beschrieb sie mir, wie sie seine Werke von Anfang an als interessant empfand und mehr über ihn erfahren wollte. Für sie waren seine Arbeiten fesselnd und oft verstörend zugleich. Doch genau das fand sie spannend. Daher plante sie, sobald dies möglich sei, selbst eine Ausstellung von ihm zu besuchen.

Haben Sie schon mal von den "7000 Eichen" gehört?

Als FSJ – Kultur, war Michelle Hosang in einem Theater tätig, welches 2017 einen mehrtägigen Ausflug zur Documenta in Kassel unternahm. Als Vorbereitung für die dort stattfindenden Workshops, sollten sich die FSJler über die Documenta und bereits ausgestellte Werke erkundigen. Hier stieß sie erneut auf den Namen Joseph Beuys und im Zuge dessen las sie über sein Werk der „7000 Eichen“.

 

Die Verfolgung der Spur

Wie bin ich nun zu den "7000 Eichen" gekommen? Bei meiner Recherche verschaffte ich mir einen ersten Überblick über die „Spuren“ von Joseph Beuys in Düsseldorf, indem ich verschiedene Internetseiten aufsuchte, sowie auch das Buch „Mit Beuys durch Düsseldorf“ heranzog. Von Anfang an sprach mich das Werk „7000 Eichen“ an, da es meiner Meinung nach im Kontrast zu den anderen Arbeiten von Beuys steht. Normalerweise findet man in Beuys Werken vor allem provokante und für den ein oder anderen unverständliche Inhalte wieder, doch bei diesem Werk hatte ich das Gefühl Beuys fokussiert sich nicht in erster Linie darauf sich aus der breiten Masse an Künstlern abzuheben, sondern richtet seinen Blick weg von sich selbst auf die Allgemeinheit. Für mich ist dieses Projekt ein Kooperationsprojekt und stellt nicht nur Kunst dar, sondern vermittelt auch wichtige Werte, wie Zusammenhalt und Gemeinschaft. Diese Werke habe ich zum ersten Mal in einem von Beuys Werken erkennen können, weshalb ich mich auch für dieses Werk entschied. Beuys spricht nicht nur mich persönlich mit diesem Werk an, sondern ist für jeden Menschen gleichermaßen relevant, da es eine zeitlose Existenzberechtigung hat. Gerade der Aspekt, dass es über Jahre entstanden ist und sich immer noch „weiterentwickelt“ hat mich ebenfalls fasziniert. So sehen wir in diesem Werk die Entstehung von Kunst, vom Leben, wie auch der Verfall mit dem Wachstum der Bäume. Man kann diese über Generationen hinweg betrachten.